Zur Übersicht
Fastentage
1. Sonntag der Fastenzeit, 09.03.2025
Rev. Ellen Debenport
Wenn wir uns einen blühenden Garten als Symbol für die Fastenzeit vorstellen, erinnern wir uns daran, dass Jesus seine letzte Nacht in einem Garten verbracht hat – dem Garten Gethsemane – einem ruhigen Ort in Jerusalem, wo er und seine Jünger oft gebetet haben.
Alle vier Evangelien berichten von Jesus, der allein betete, während er sich auf seine unvermeidliche Verhaftung und Hinrichtung vorbereitete. Er wusste, dass er die Obrigkeit über das Maß ihrer Toleranz hinaus verärgert hatte. Die aufgebrachte Menschenmenge, die er um sich scharte, beunruhigte sie, weil sie befürchteten, diese könnte sich gegen die Herrscher wenden.
An diesen fünf Sonntagen, die zur Karwoche führen, werden wir die Elemente der Geschichte von Gethsemane erkunden. Die Fastenzeit ist eine Zeit des Loslassens, und es könnte keine größere Befreiung geben als die Hingabe Jesu an sein Leben. Wir können aus dieser kurzen Geschichte viele Lehren für unsere eigene spirituelle Entwicklung ziehen.
Wir werden die Version von Matthäus verwenden, da sie am detailliertesten ist.
Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern:
Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete. Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.
Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod;
bleibt hier und wachet mit mir! –Matthäus 26,36-38
In diesen einleitenden Versen sehen wir bereits drei Lektionen, die wir für uns selbst übernehmen können:
Geh beiseite. Jesus wollte allein beten. Er tat dies oft und nutzte die Gelegenheit, um sein Bewusstsein mit dem Göttlichen in Einklang zu bringen. Wir wissen, wie schwer es für uns ist, einen erhabenen Geisteszustand aufrechtzuerhalten und uns nicht in menschliche Dramen hineinziehen zu lassen. Jesus, umgeben von fordernden Menschenmengen, brauchte Zeit allein, um in die göttliche Gegenwart einzutauchen.
Bitte um Unterstützung. In einer schwierigen Zeit bat Jesus seine besten Freunde, bei ihm zu bleiben – Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes, deren Vater Zebedäus war. Er wollte allein beten, suchte aber dennoch ihre spirituelle und emotionale Unterstützung – einfach, um bei ihm zu sein und mit ihm wach zu bleiben.
Vertraue deine Gefühle an. Jesus ging sogar so weit, dass er diesen Männern, denen er vertraute, seine Verzweiflung gestand. Er legte jedes menschliche Selbstbewusstsein ab und zeigte sich verletzlich. Er bat um Hilfe, als er sie brauchte. Wie viele von uns haben schon einmal so getan, als wären sie stark – „Mir geht es gut, alles bestens“ – und Hilfsangebote abgelehnt, als es uns schlecht ging?
Stoizismus macht uns nicht spiritueller. Tatsächlich zeigt uns Jesus in dieser kurzen Szene genau, wie jemand, der in göttlichem Bewusstsein lebt, eine Bedrohung durchsteht, die sich die meisten von uns nicht einmal vorstellen können. Er betet, er bittet Freunde um Unterstützung und er geht offen mit seinen Gefühlen um.
Wenn wir Jesus als unseren Wegbereiter betrachten, dann zeigt er uns, dass menschliche Gefühle akzeptabel sind, selbst für diejenigen, die sich ihrer Göttlichkeit bewusst sind. Wir müssen nicht immer positiv denken und wir müssen Probleme auch nicht allein bewältigen. Wir können uns auf andere Menschen stützen, und sei es nur, indem wir sie bitten, bei uns zu sein. Wir können darüber sprechen, wie wir uns fühlen, selbst wenn wir „tief betrübt sind, sogar zu Tode“.
Wir sind vollkommen menschlich und vollkommen göttlich, genau wie Jesus.In Gethsemane zeigt er uns genau, wie das unter den schlimmsten Umständen aussieht.