Antworten auf Lebensfragen

Was ist mit den jungen Leuten los?

 
Lieber Freund,

Deine Frage wird heute häufig gestellt ‑ und es gibt eine Antwort darauf.

Du fragst: „Was ist mit den jungen Leuten los?“ Das führt uns vielleicht zu einer anderen Frage,
zu einer Frage, die wir uns selbst stellen könnten: „Was ist mit uns Übrigen los?“ Wenn wir uns das fragen
und der Frage nicht ausweichen, haben wir vielleicht die Antwort auch für die junge Welt.

Um es gleich zu sagen, ich glaube nicht, dass im Grunde etwas falsch ist mit den jungen Leuten. Natürlich
ist seit undenkbaren Zeiten immer etwas falsch gewesen mit den jungen Leuten ‑ sie sind jung. Das ist immer
ein Problem. Sie sind neu. Sie gehören zu einer neuen Generation. Heute und in unserem Zeitalter gehören
sie nicht nur zu einer neuen Generation, sondern zu einem neuen Zeitalter. Generationen kommen und gehen, die Geschichte wiederholt sich selbst, aber in einem neuen Zeitalter gibt es einen neuen Plan, eine neue Lebensweise, eine neue Welt.

Diese jungen Leute gehören zu einer neuen Welt. Sie wurden im Vorhinein auf diesen Weg vorbereitet, der ihr Weg ist ‑ ein Weg, den noch niemand betreten hat. Jede Generation kommt in das Leben und ist für das Zeitalter, in das sie geboren wird, ausgerüstet. In der Vergangenheit konnten die Älteren den Jüngeren erzählen, wie es um die Dinge in der Welt der Erfahrung bestellt war. Aber selbst diejenigen, die viele Erfahrungen erlebt haben, wissen nicht, was ihnen in dem neuen Zeitalter bevorsteht. Niemand kann heute auch nur ahnen, was kommen soll. Die Wegweiser, die vergangene Generationen leiteten, sind für die Menschen dieses Zeitalters ohne Nutzen. Die jungen Menschen sind Bahnbrecher, Pioniere. Es gibt keine Wegweiser für diese jungen Menschen; sie werden ihre eigenen aufrichten und sie denen, die nach ihnen kommen, zurücklassen.

Die jungen Leute von heute haben Mut, Findigkeit und ein großes Gefühl für Ehrlichkeit. Das ist manchmal ein Schock für Eltern und Großeltern, die ein oder zwei Generationen hindurch mit Menschen gelebt haben, die nicht immer waren, was sie zu sein schienen. Viele haben hinter einer Fassade gelebt, hinter einer dünn übertünchten Außenseite, die dazu diente, die innere Realität zu überdecken. Dies geschah zum Nutzen ihrer Umwelt und veranlasste andere, sie für etwas zu halten, was sie nicht waren. Dieser ganze leere Schein fehlt bemerkens-werterweise unseren jungen Leuten. Sie haben oft eine vollkommene Aufrichtigkeit, die für Menschen, die sich hinter einer althergebrachten Außenseite zu verstecken gewöhnt sind, äußerst beunruhigend ist. Die jungen Leute sorgen sich nicht darum, was die Leute denken oder sagen mögen, denn in dem neuen Zeitalter können die ihren Platz ohne vollkommene Aufrichtigkeit nicht behaupten.

Wir hören von der „verwegenen und respektlosen Haltung“ der jungen Leute. Vielleicht ist das der Pendelausschlag weg von dem „Menschen, der ist und gleichzeitig nicht ist“, denn die jungen Leute durchschauen diesen Menschen. Wir Angehörige der älteren Generation sind dieser Mensch. Wir haben ein äußeres Gewand angenommen, um in der Welt vorwärts zu kommen, um Menschen zu beeinflussen. Irgendwo haben wir unser Selbst verloren, das „vor Gott ehrlich“ ist. Wir haben uns in einer Welt von falschen Fassaden verloren.

Ein Vater war sehr schockiert und gedemütigt, weil sein Sohn in der Schule betrogen hatte und erwischt worden war. Der Sohn sagte: „Ich verstehe nicht, warum Vater sich so aufregt ‑ er macht doch so etwas täglich.“ Er führte Beispiele von Geschäften und Geschäftspraktiken ebenso wie von Manövern in den sozialen Angelegenheiten an. Diese Dinge gehörten so sehr zu der Welt des Vaters, dass er sich ihrer nicht einmal bewusst wurde. Die Beschuldigung überwältigte ihn. Sie bewirkte bei ihm eine rasche Sinnesänderung. Aus diesem Vorfall erwuchs ein neues Verständnis zwischen Vater und Sohn wie auch ein neuer Antrieb zu erkennen, wer sie wirklich sind. Vielleicht müssen wir uns alle einmal sehr genau betrachten.

Dies ist der Ausschlag des Pendels. Wir nennen diese jungen Leute vielleicht die spannungsgeladene Generation, die verlorene Generation oder mit irgendeinem anderen Namen, aber sie ist die Zukunft. Sie sollen die Welt  vorwärts tragen. Sie sind gekommen, um unseren Platz einzunehmen und niemand kann in diesem Augenblick vorhersagen, wie dieser Platz aussehen wird ‑ keine Professoren, Wissenschaftler, Eltern, nicht einmal die jungen Leute selbst. Vielleicht spürt die Jugend dieses Zeitalters unsere Enttäuschung, unsere Unausgeglichenheit, während diese großen Veränderungen stattfinden. Wir haben ein schwaches Gefühl der Angst und des Ungenügens und wir haben dieses Gefühl auf unsere Kinder übertragen.

Dieses verlorene Gefühl ist das erste Symptom einer Generation, die große Dinge tun wird. Wir brauchen uns
nicht zu schämen, weil wir Angst haben. Ein tapferer Mensch ist ein Mensch, der Angst gehabt hat. Eine neue Generation junger Menschen, unzufrieden mit unseren Wegen ‑ den alten Wegen, die für unsere Eltern und Großeltern gut genug waren ‑, trägt das Geheimnis des Lebens in eine neue Welt. Wir wollen nicht danach
trachten, sie uns gleich zu machen, denn sie gehören zu dem neuen Zeitalter. Wir wollen ihnen lieber helfen
und an sie glauben, selbst wenn wir sie nicht verstehen. Vielleicht ist es uns nicht gegeben, etwas zu verstehen, zu dem wir nicht wirklich gehören. Das neue Zeitalter gehört ihnen, nicht uns. Wir gehören zu dem alten Zeitalter, das seine Zeit gehabt hat.

Wir klagen vielleicht, dass die jungen Menschen von heute keinen Respekt vor den Gesetzen und Gepflogenheiten des Lebens zeigen. Vielleicht verlassen sie das Gespinst von Einbildung und verborgener Intrige, das so viel vom Leben und Handeln jedes Menschen in dieser Welt des So-Tuns-als-ob[DTC1] , ausmacht. Es gibt kein So-Tun-als-ob für diejenigen, die von unserem Maßstab aus weitergehen müssen. Es wird kein Als-ob in den Menschen geben, denen es bestimmt ist, die unsichtbare Welt zu beherrschen. Wie können wir mit unseren kleinlichen Differenzen, verletzten Gefühlen, unseren Plänen und Entwürfen und den Mitteln, die wir einsetzen, um erwünschte Ziele zu erreichen, etwas von der seelischen Lauterkeit der Jugend dieses neuen Zeitalters wissen? Die Ehrlichkeit der Männer und Frauen des neuen Zeitalters ‑ der Männer und Frauen, zu denen unsere Kinder werden sollen ‑ muss eine innere Erfüllung haben, eine ungeteilte, ungebrochene Einheit. Wir haben sie nicht, wir haben sie nie gehabt, wenngleich wir sie flüchtig gesehen haben. Wir wissen: es gibt sie. Sie wird nicht Schwächlingen gehören, sondern Menschen, die im unsichtbaren Wesen des Lebens stark sind. Nichts kann sie aufhalten.

Wir hatten die Steinzeit, die Eisenzeit, wir haben das Raumzeitalter, aber dieses starke, mächtige Kind, an dem Du fast verzweifelst, gehört zum Zeitalter des Unsichtbaren. In dem unsichtbaren Reich von Geist und Herz wie in dem unsichtbaren Bezirk des Himmels finden die jungen Menschen von heute die Antwort für ihren Geist und lösen das Rätsel ihrer Enttäuschung über unsere alten Wege und Mittel.

Die größte Kraft ist die unsichtbare Kraft. Einst glaubte der Mensch, die Erde wäre eine Scheibe, aber er entdeckte, dass sie eine Kugel ist. Es eröffnete sich eine neue Welt für ihn. Wir stehen heute an einem solchen Kreuzweg. Wir haben geglaubt, unsere Welt wäre materiell, fest, unveränderlich, aber wir stellen fest, dass sie eine Welt von unsichtbarer Kraft ist, bewegend und bewegt vom Geist des Menschen. In der Vergangenheit dachten wir, unsere Welt sei geschaffen. Wir nahmen sie hin, wie sie war, gut oder schlecht, reich oder arm und wir machten das Beste daraus. Aber die jungen Menschen werden mit ihrem Geist ihre Welt bauen. Sie wissen nicht, was auf sie zukommt, aber sie wissen, dass sie etwas in sich haben, um allem, was kommt, zu begegnen ‑ und das macht den Unterschied zwischen ihnen und uns. Die Welt ist nicht nur in ihren Händen, sondern in ihrem Geist und Herzen. Ihre Einstellung ist die wichtigste Entwicklung des Lebens. Die jungen Menschen der Welt von heute sind zu einem ganz bestimmten Zweck hier an dieser Stelle und zu dieser Zeit. Sie sind im Plan der Dinge, weil in ihnen die Kraft liegt, die Antworten zu finden.

Alles, wovor sich der Mensch fürchtet, ist vom Menschen gemacht und die jungen Leute sind gekommen, es zu ändern. Die jungen Leute werden das Ende von Krieg, Hass und Gier erleben, denn es gibt eine größere Aufgabe für ihren Geist als diese Dinge. Sie werden keine Schlafwandler sein, denn sie werden erkennen. Für die Menschen des neuen Zeitalters wird ein Versagen unmöglich sein. Sie werden nicht vor etwas davonlaufen ‑ sie werden einstehen und es zu Ende bringen. Sie werden nicht niederreißen, sie werden aufbauen. Wenn die Dinge nicht gut sind, werden sie sie gut machen.

Die jungen Leute haben eine rechte Welt. Wache auf und glaube an sie! Wenn Du dies nicht tust, werden sie
Dich weit zurücklassen, doch auch Du musst vorwärtsgehen.
 

 

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