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Fastentage
39. Fastentag
Karfreitag, 2. April 2021
Nach seiner Gefangennahme brachte Jesus wohl Zeit in einem dunklen Verließ zu, in Erwartung des Verfahrens und des Urteils. Wir können nur versuchen uns vorzustellen, wie dieser Ort gewesen sein könnte – rasselnde Ketten von Gefangenen, der dumpfe, finstere, entsetzliche Gestank überfüllter Zellen, ein wuterfüllter, beängstigender und gefährlicher Ort.
Ich frage mich auch, was Jesus mitten in dieser Hölle wohl gedacht haben könnte. Dieser Mann, den man „das Licht der Welt“ nannte, war in tiefe Finsternis geworfen und dort angekettet. Betete er? Dachte er an seine letzte Mahlzeit mit Freunden zurück? Sprach er mit anderen Gefangenen, tröstete er vielleicht irgendjemanden? Dachte er nach über das, was er an seinem Leben bedauerte? Dachte er an seine Mutter? Wir können nur ahnen, was er durchlebte.
Jesus war ein Akteur, der von einer Passion erfüllt war,
aber seine Passion darf nicht einzig und allein den Ereignissen von Karfreitag zugeschrieben
werden, abgetrennt von der Passion, die sein Leben beseelte.
Vielmehr ist Karfreitag für uns eine Chance, unsere eigenen Gefängnisse, unseren eigenen Kummer und unser Leid anzuerkennen, hineinzugehen und uns darauf einzulassen – und dann wieder neu die Passion für uns einzufordern, die unser Leben beseelt: Erinnern wir uns wieder, dass wir das Licht der Welt sind.
Wir wollen an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns
bekennen, und wollen nicht schwanken; denn Gott, der die Zusagen gegeben hat,
steht zu seinem Wort. – Hebräer 10,23